Der Fall wird Wellen schlagen. Das weiß auch Reinhold Dohmen. Der Mann ist Staffelleiter der Fußball-Bezirksliga-Gruppe 5 und wartet auf den Sonderbericht von Schiedsrichter Dustin Sperling, der am Sonntag das Meisterschaftsspiel zwischen der DJK Vierlinden und dem SC Frintrop beim Stande von 1:4 kurz vor der Pause abbrach. Dohmen: „Vorher kann ich dazu nichts sagen.“
Schiri Sperling (21) zeigte nach einem Wortgefecht den DJK-Zwillingen Nikola und Benjamin Koncic die Rote Karte, fühlte sich anschließend bedroht und beendete das Spiel. Mit dem Hergang der Dinge wird sich die Spruchkammer befassen und dann auch einen schweren Vorwurf, den Niko Koncic gegen den Schiesdrichter erhebt, bewerten müssen. Laut Koncic habe Schiedsrichter Sperling ihn mehrfach als „Flüchtling“ bezeichnet. „Ich habe ihn gefragt, ob er ein Nazi sei“, berichtet Niko Koncic. Darauhin gab es Rot – übrigens beim Wort „Nazi“ eine gängige Praxis.
Der Leichlinger Schiedsrichter bestritt nach dem Abbruch die Vorwürfe der Walsumer. Sperling wollte sich gestern gegenüber der Sportredaktion nicht äußern: „Das ist ein schwebendes Verfahren. Dazu sage ich nichts.“ Doch die DJKler verweisen darauf, dass es Zeugen gäbe – aus dem Zuschauerbereich und auch aus dem Kreis der Gästemannschaft. Letzteres ist nach Angaben der Frintroper allerdings nicht der Fall. „Ich habe meine Spieler in der Kabine gefragt, aber niemand hat die Hand gehoben. Alle haben mit den Achseln gezuckt“, so Gästetrainer Sascha Fischer gegenüber der Redaktion.
Die Zwillinge sind heißblütig, aber es ist nicht normal, dass sie so durchdrehen
Said Belhadj
Der Coach selbst kann dazu nichts sagen: „Ich stand 40 Meter entfernt und habe nur gesehen, dass der Schiedsrichter geschubst wurde.“ Fischer erhebt allerdings Vorwürfe gegen die DJK Vierlinden: „Es wäre gut gewesen, wenn der Verein mehr Ordner eingesetzt hätte.“
Niko Koncic ist es wichtig, dass er sich bei der Verhandlung vor der Spruchkammer zu den Vorfällen äußern kann. Bezüglich des Ausgangs des Verfahrens gibt sich der Spieler keinen Illusionen hin: „Mir wird sowieso nicht Recht gegeben. Der Schiedsrichter wird Recht bekommen. Ich gehe davon aus, dass ich drei bis sechs Monate gesperrt werde. Ich bin 31 Jahre alt und Familienvater, wenn ich mich von einem Schiedsrichter als Flüchtling beleidigen lassen muss, stellt sich mir die Frage, ob es überhaupt noch Sinn macht, weiter Fußball zu spielen. Die Sperre werde ich nicht absitzen. Dann höre ich ganz auf.“ Koncic weiter: „Für mich als Ausländer ist das eine Beleidigung. Damit beleidigt der Schiedsrichter meine Tochter und meine Eltern genauso wie mich.“
DJK-Co-Trainer Said Belhadj, der am Sonntag den privat verhinderten Chefcoach Ahmet Tutal an der Seitenlinie vertrat, berichtet, dass Niko Koncic bereits nach 20 Minuten zu ihm gekommen sei und ihm berichtet habe, dass ihn der Schiedsrichter wiederholt provoziert und Flüchtling genannt hätte. Said Belhadj: „Die Zwillinge sind heißblütig, aber es ist nicht normal, dass sie so durchdrehen.“ Der Übungsleiter geht davon aus, dass die Kammer das Spiel gegen die DJK werten wird. Das Wichtigste sei aber, dass aufgeklärt werde, ob die Anschuldigungen der Brüder stimmen.
Damit wird sich die Spruchkammer befassen. Die Koncic-Zwillinge sind bis dahin gesperrt.